Abgrenzung

Für Menschen mit einem Bindungstrauma, kann Abgrenzung eine grosse Herausforderung sein. Sie haben damit ein lebenslanges Lernfeld. Es fällt ihnen besonders schwer, in Beziehung zu sich selbst zu bleiben. Das bedeutet, ihren eigenen inneren Raum zu wahren und in der Klarheit zu bleiben, was zu ihnen gehört und was nicht. Es ist die Fähigkeit, sich als eigenständiges und selbständiges Wesen wahrzunehmen und sich mit sich selbst verbunden zu fühlen. Bindung und Verbundenheit gibt uns Sicherheit.

In der Hypnosebehandlung kann uns bewusst werden, was die stärksten Befürchtungen sind, wenn wir uns lernen abzugrenzen. Unser Unterbewusstsein hat alle traumatisierenden Erfahrungen aus der Kindheit gespeichert. In der frühen Kindheit erlebten wir möglicherweise die Verbundenheit zu unserer Bezugsperson unzulänglich - ohne sicheren Halt. Als Kinder brauchten wir die sichere Bindung aber, um ein Gefühl von Identität entwickeln zu können. Um Autonomie zu entwickeln, müssen wir uns abgrenzen können. Wenn Bindung jedoch als Kind unsicher erlebt wurde, dann richtet das Kind die ganze Aufmerksamkeit auf seine Bezugsperson, um zu spüren wie es sich sicher mit ihr verbinden kann. Der Mangel an sicherer Bindung, erschwert die Abgrenzung im erwachsenen Alter. Dies kann unter anderem auch zur abhängigen Persönlichkeit führen, weil aufgrund von Bedürftigkeit und Angst ständig kontrolliert werden muss. Bedürftigkeit nach Nähe und Sicherheit ist in der Kindheit ein Grundbedürfnis was unerfüllt auf erwachsenen Beziehungen übertragen werden kann. Es werden Verhaltensmuster entwickelt, die alle eigenen Bedürfnisse hinten an stellen, aus Angst verlassen zu werden. Es ist schwierig, sich als erwachsener Mensch abzugrenzen, wenn noch innere kindliche abhängige oder bedürftige Anteile aktiv sind, die Ängste der Verlassenheit in sich tragen.

In der Hypnose können wir diese Anteile aufspüren und ablösen. Diese Anteile haben eine starke Wirkung, weil sie unter grossem Stress in der Kindheit entstanden sind. Sie schwingen noch heute mit und sind in dem Verhaltensmuster des erwachsenen Menschen vorhanden. Wenn die Angst vor Verlassenheit getriggert wird, können sich Beziehungsmuster entwickeln, wo die eigene Abgrenzung keine Rolle mehr spielt. Das kann sich beispielsweise auch in darin zeigen, in erster Linie anderen Menschen gefallen zu wollen und sich an sie anzupassen, um endlich Sicherheit zu gewinnen. Da fällt es schwer, für sich und eigene Bedürfnisse einzustehen. Dies sind Überlebensstrategien, die in der Kindheit als Reaktion auf existenziellen Stress durch eine unsichere Bindung entwickelt wurden. Diese alten Strategien greifen in unserem erwachsenen Leben unter bestimmten Umständen immer noch ein. In Hypnose können wir diese bewusst werden lassen und zu uns selbst in einen liebevollen Kontakt kommen. Dann ist es uns möglich, uns endlich gesund, liebevoll und klar abzugrenzen.

Uli Saacke