Warum reines positiv-Denken von einem Selbst wegführt
"Wer einmal sich selbst gefunden hat, kann nichts auf der Welt mehr verlieren."
Stefan Zweig
Schon als Kind wurde ich dazu angeleitet, meinen Schmerz zu unterdrücken und positiv zu denken. Ich fiel hin, meine Knie waren blutig, ich schrie verzweifelt nach Trost. Meine Mutter nahm mich nicht wahr und konnte mich nicht tröstend in die Arme nehmen. Nur den Satz: "Das ist doch gar nicht schlimm, morgen ist es wieder weg - hör auf zu schreien" - den habe ich bis heute noch in den Ohren.
Daraus entwickelte ich einen ganz eigenen Mechanismus: Mir fällt es bis heute oftmals schwer, positiv zu denken, auch wenn von aussen dieser Ratschlag kommt. Auch hätte ich in sehr schwierigen Lebenssituationen mit dem rein positiv Denken meine ausgesprochen wichtigen Entwicklungsschritte gar nicht machen können, weil ich sie gar nicht erkannt hätte. Das positive Denken hätte sie als Erstes zugedeckt. Nur über die leidvollen Erfahrungen konnte ich mich immer wieder weiterentwickeln. Unsere Ängste werden ins Unterbewusstsein verdrängt, aber weg sind sie dadurch nicht. Positives Denken ist oft Angst vermeiden, um sie nicht fühlen zu müssen und damit eine immer grössere Entfernung von uns selbst.
Sobald wir ins Denken kommen, um unseren Schmerz nicht fühlen zu müssen, spalten wir uns von unserem Körper ab. Dabei haben wir keine Verbindung mehr zu unserem Körper, wie er da ist und was er empfindet. Wir sind nicht mehr in Kontakt mit uns selbst und fühlen nichts mehr. Aber gerade das auszudrücken, was wir wirklich fühlen und authentisch sein, das können wir nur, wenn wir nicht über alles im Leben nur positiv denken.
Unser SELBST ist nicht unser Denken, sondern unser Fühlen. Positives Denken ist kein positives SEIN.
In der Hypnose verbinden wir uns mit unserem SELBST.
Alles an positiven Denken, was uns unter Druck setzt, ist eine Fassade und daher nicht echt. Diese Aufrechterhaltung macht grossen Stress und führt oft in Krankheit und Depression. Immer gut drauf sein zu müssen, verlangt sehr viel Energie von uns. Natürliches positives Denken macht uns weit, leicht und frei, denn es reduziert uns nicht. Wir erlauben uns gegenteilige Gefühle zu haben, indem wir in einem Moment ärgerlich und verletzt sind, und im nächsten Moment fröhlich und ausgelassen. Unsere Gefühle und Gedanken verändern sich ständig, wir fühlen uns lebendig. Wir sind in der Wahrnehmung mit uns und anderen Menschen verbunden. Dieses Lebendige in uns - möchte in der Hypnose erwachen.